Johann Sebastian Bach
Messe in h-Moll

 

Kath. Kirche Kirchdorf
Kath. Kirche Reiden
Kath. Kirche Bremgarten
16., 17., 18. März 2012

 

Mitwirkende
Noëmi Sohn, Sopran
Liv Lange, Mezzosopran
Antonia Frey, Alt 
Valentin Johannes Gloor, Tenor 
René Perler, Bass 
Orchester Capriccio Basel 
pro musica vocale, Aargau

Leitung
Pirmin Lang

 

Bachs Messe in h-moll: Eine chorische Herausforderung        

pro musica vocale – der überregionale Konzertchor aus dem Aargauer Freiamt – feiert sein 30-jähriges Bestehen sowie die 20-jährige erfolgreiche Zusammen­arbeiten mit ihrem Dirigenten Pirmin Lang. Der Chor feiert diese Jubiläen, indem er sich Bachs grosser Messe annimmt – eine Herausforderung, die dank einer langjährigen Aufbauarbeit zu leisten ist. Zusammen mit einem hervorragenden Solistenquintett der jungen Generation und dem bekannten Barockorchester „Capriccio Basel“ entsteht ein unvergessliches Konzerterlebnis. 

Der Chor hat in den 30 Jahren seines Bestehens seine Qualitäten mit verschiedensten Projekten gezeigt, dies mit einem stilistischen Spektrum, das seinesgleichen sucht: Musik von der Renaissance bis zur Moderne, von Klassik bis Jazz, von A cappella- Musik bis zur chorsinfonischen Besetzung, eigene Projekte zusammen mit anderen Chören und Orchestern. Dazu gehörten auch immer wieder Uraufführungen, wie jüngstes Beispiel „Jolidulidu“, eine musikalische Collage im Grenzbereich von Volksmusik und Jazz.

Pirmin Lang lotet in seinem letzten Projekt mit pro musica vocale Bachs Partitur aus, indem er chorische Passagen verschiedenartig registriert, von solistisch besetzten Abschnitten bis zur Achtstimmigkeit. Die Einbindung der jungen Solistinnen und Solisten in die Chorpassagen schafft Abwechslung und rundet den Klang ab. Sie sind zudem in die Probearbeit involviert und arbeiten mit den ihnen entsprechenden Stimmregistern. Der Chor wurde für das Projekt leicht aufgestockt und wartet mit rund 55 Sängerinnen und Sängern auf, die sich gleichmässig auf fünf Stimmregister verteilen.

Bach hatte in Leipzig vielleicht an die 20 Choristen, Knaben und junge Männer, und etwa ebenso viele Instrumentalisten zur Verfügung. Dieses Klangideal kann mit pro musica vocale nicht erreicht werden. Trotzdem wird eine historische Aufführungspraxis so gut wie möglich realisiert, indem das Orchester auf Instrumenten historischer Bauart und in der Manier des 18. Jahrhunderts spielt und die Vokalisten in Phrasierung und Transparenz der Stimmen Bachs Ideal nachempfinden.

Bachs Messe in h-moll ist in verschiedener Hinsicht ein spezielles Werk: Sie entstand in einem Zeitraum von über 20 Jahren und wurde zu Bachs Lebzeiten nie aufgeführt. Mit ihrer grossen Anlage sprengte sie den Rahmen einer liturgischen Aufführung, wahrscheinlich plante Bach gar keine Aufführung der Messe. Viel mehr lag ihm daran, seine „musikalische Wissenschaft“, zu formulieren, eine Art kirchenmusikalisches Gesamtkunstwerk am Ende seines Lebens zu schaffen, analog zur „Kunst der Fuge“ im weltlichen Bereich. Dabei griff er auf das 1724 entstandene Sanctus zurück, ergänzte mit dem Kyrie und dem Gloria aus dem Jahre 1733. Er vollendete das Werk, indem er auf Bearbeitungen früherer Werke zurückgriff und neue Kompositionsteile anfertigte. Bach gelang es, einen in sich geschlossenen homogenen Vokalzyklus von höchster Aussagekraft zu schaffen, der wohl den Höhepunkt der geistlichen Vokalmusik schlechthin darstellt.